Petersburger Familien-Konzert

Eine Nachlese zum Klavierabend der Familie Hoteev im Beethovenhaus Bonn

Von Lambert-Sebastian Gerstmeier

Für den 27. Februar 2004 kündigte die Theatergemeinde BONN einen "Familien-Klavierabend" im Kammermusiksaal des Beethovenhauses Bonn an: Familie Hoteev hatte ein abendfüllendes Programm vorbereitet. Familie Hoteev, das sind Vater Andrej Hoteev, Mutter Olga Hoteeva und Sohn Peter Hoteev, gerade erstmal 21 Jahre alt und selbst auch schon Komponist. Alle drei sind gebürtige Sankt Petersburger, die jeweils mit fünf Jahren ihren ersten Klavierunterricht erhielten. 1993 übersiedelte die Familie nach Hamburg.
Peter Hoteev war der Mittelpunkt des Abends. Er begann das Konzert mit Johann Sebastian Bachs "Fantasie und Fuge e-moll" (BWV 944), gefolgt von Frederic Chopins "Etude cis-moll" (op. 25 Nr. 7) und Sergeij Rachmaninows "Prelude B-Dur" (op. 23 Nr. 2). Peter spielt mit viel Bewegung, der gesamte Oberkörper unterstreicht die Intensität seines Spiels und der ausholende Schwung der Arme entlädt sich in die Tasten.

Olga und Peter präsentierten daraufhin eine Uraufführung von Peter Hoteev: "Visions", ein recht modernes Stück, in dem Peter seine Sicht der Musik darbringt, die Mutter Olga "kommentiert". Wir erleben so etwas wie eine Unterhaltung zu vier Händen. Wobei es wohltuend wirkt, Mutter Olga ganz ruhig und ohne Schnörkel spielen zu sehen. Anschließend spielte Peter in gewohnter Weise sehr ernst die "Rhapsodie Espagnole" von Franz Liszt.
Nach der Pause war dann Vater Andrej Hoteev an der Reihe mit der "Wanderer-Fantasie" in C-Dur von Franz Schubert. Man merkt die Familienbande, auch er intensiv, fast schon zu sehr ins Spielen vertieft, so daß man manchmal die "Seele" im Spiel vermißt.

Ein beeindruckender und gelungener Abend und ein nicht ganz leichtes Programm. Die Interpretation der Stücke überzeugte, man merkte den Klaviervirtuosen an, daß sie ihr Handwerk verstehen. Klar, daß Zugaben fällig waren. Sie begannen mit dem allerjüngsten Sproß der Familie, der Robert Schumanns "Knecht Ruprecht" locker und ohne jede Anspannung spielte. Als weitere Zugaben wurden von Andrej, Olga und Peter jeweils sechshändig (!) ein Walzer und eine Romanze von Rachmaninow gegeben. Auffällig, daß Vater Andrej sich hier der Spielweise seines Sohnes anpaßte und ebenfalls viel Bewegung ins Spiel brachte. Olga ist der ruhende Pol in der Mitte.
Schade, daß Olga Hoteeva nicht mehr und vor allem nicht allein gespielt hat. Aber vielleicht erleben wir das ja beim nächsten Familien-Konzert.

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