Konzert mit der Pianistenfamilie Hoteev im Kammermusiksaal des Beethovenhauses Bonn

Von Lambert-Sebastian Gerstmeier

Die Theatergemeinde BONN lud am 30. Oktober 2005 wieder zu einem Konzert der Sankt Petersburger Familie Hoteev in den Kammermusiksaal des Beethovenhauses in Bonn ein. Diese Familien-Konzerte sind schon so etwas wie eine Tradition in Bonn und erfreuen sich jeweils einer großen Zuhörerschaft jeden Alters.

Beim letzten Konzert im Februar 2004 war der ältere Sohn Peter der „Star des Abends“, dieses Mal war es der achtjährige Andruscha. Er eröffnete das Konzert mit „Bydlo“ aus Modest Mussorgskijs „Bilder einer Ausstellung“. Anschließend hörten wir einen Marsch von Sergej Prokofieff. Andruscha Hoteev spielt sehr souverän und mit einer Selbstverständlichkeit – als ob er nie etwas anderes getan hätte. Da Mutter Olga Hoteeva auch während der Schwangerschaft Klavier spielte, konnte Andruscha natürlich schon vor der Geburt Klaviererfahrung sammeln und es scheint, als ob er bereits als Klaviervirtuose auf die Welt kam.

Mit Olga Hoteeva, die auch als Klavierpädagogin in Hamburg tätig ist, wo die Hoteevs seit 1993 wohnen, ging es weiter. Sie spielte mit Andruscha „Valse und Polka" von Igor Strawinskij. Andruscha erleben wir hier sehr rhythmusbetont. Danach gab es das „Doppel“ Vater und Sohn: „In der Halle des Bergkönigs" von Edvard Grieg. Hier machte sich wieder die Souveränität des Juniors bemerkbar. Vater Andrej begann sehr zart und vorsichtig, um dann wie gewohnt seinen ganzen Körper einzusetzen, während Andruscha seelenruhig seinen Part meistert und sich durch Vaters Bewegungen nicht herausbringen läßt.

Anschließend kam der Solopart von Andrej Hoteev. Er begann mit Intermezzi in E-Dur, c-moll und es-moll sowie der Rhapsodie g-moll von Johannes Brahms, die alle sehr intensiv und betont gespielt wurden. Als Ausgleich präsentierte Andrej Hoteev anschließend von Claude Debussy „Canope" und „Für acht Finger" (Etude), gleichsam als beruhigende „Fingerübungen“.

Nach der Pause durfte „getanzt“ werden: Andrej und Olga spielten verschiedene Tänze von Johannes Brahms (ungarisch), Antonín Dvořák (slawisch) und Leoš Janaček (mährisch) sowie von Ferenc Liszt aus „Weihnachtsbaum" „ungarisch" und „polnisch (Mazurka)". Auch hier war wieder die Sicherheit der Künstler und die Beherrschung der Tasten zu spüren. Man konnte sich die Tänzer und Tanzgruppen vorstellen und sehen wie sie ihre Runden drehen oder sich zur Mazurka in Trippelschritten bewegen.

Man merkt den einzelnen Familienmitgliedern nicht nur die Professionalität an, mit der sie spielen, sondern auch den Spaß, den sie dabei haben. Durch Andrej Hoteevs einleitende Erläuterungen zu Beginn und nach der Pause, in denen er auch aus dem Familiennähkästchen plauderte, ist man bei alten Bekannten. So wundert es nicht, daß auch dieses Mal Zugaben fällig waren. Andrej spielte von Rachmaninow „Prelude G-Dur“, Olga und Andrej „Baccarole“ von Rachmaninow und Vater und Sohn wiederholten Griegs „In der Halle des Bergkönigs".

Die Theatergemeinde BONN veranstaltete wieder einen gelungenen Konzertabend und man darf gespannt sein auf das nächste Familien-Konzert. Eventuell ja mit allen vier Hoteevs? Und vielleicht auch mit einem Solopart von Olga Hoteeva, die man gerne einmal ganz alleine spielen hören möchte.

Andrej Hoteev hat auch zwei DVDs in Eigenregie hausgegeben: Unter dem Titel „Andrej Hoteev spielt und erklärt“ erfahren wir mehr über Mussorgskijs „Bilder einer Ausstellung“ und die 6. Klaviersonate von Prokofieff. Zu Beginn gibt Andrej Hoteev Erläuterungen mit Tonbeispielen zum jeweiligen Werk, das er anschließend spielt. Diese DVDs sind eine gute Möglichkeit mehr über die Komponisten und Werke zu erfahren sowie sich in aller Ruhe mit den Kompositionen zu beschäftigen. Leider sind diese beiden DVDs nicht im freien Handel erhältlich, sondern nur über Familie Hoteev.

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