Berlioz trifft Beethoven

Eine Nachlese zur 200-Jahr-Feier am 11.12.2003 durch das Robert-Schuman-Institut Bonn

Von Lambert-Sebastian Gerstmeier

2003 war das große Jubiläumsjahr zu Ehren des französischen Komponisten Hector Berlioz (1803-1869). Auch das Bonner Robert-Schuman-Institut (Institut Français) feierte und lud für den 11. Dezember, also genau am 200. Geburtstag, zu einer Festveranstaltung in den Kammermusiksaal des Beethovenhauses in Bonn ein.
Für das Jubiläumsprogramm wurde eine Auswahl aus Berlioz' sechsteiligem Liederzyklus "Les Nuits d'été" gewählt, die Texte dazu schrieb Théophile Gautier. Was liegt nahe im Beethovenhaus der Beethovenstadt Bonn: Hector Berlioz wurde Ludwig van Beethoven gegenübergestellt, in Form von themenverwandten Goethe-Vertonungen Beethovens. Den Auftakt machte jedoch eine Rarität: "Que le temps me dure", das einzige Lied, das Beethoven auf einen französischen Text geschrieben hat, und der ist vom Aufklärer Jean-Jacques Rousseau.

Am Klavier saß Torsten Petzold, der seine pianistische Ausbildung an der Hochschule für Musik in Köln erhielt, es folgte ein Dirigierstudium an der Hochschule für Musik in Würzburg. Torsten Petzold war lange Zeit am Deutschen Nationaltheater Weimar engagiert, unter anderem als Dirigent und 2. Kapellmeister, bevor er im September 2003 als 1. Kapellmeister an das Nordharzer Städtebundtheater nach Halberstadt wechselte.
Als Sängerin wurde die Koloratur-Sopranistin Heike Porstein verpflichtet, die ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik in Detmold erhielt und derzeit am Deutschen Nationaltheater Weimar engagiert ist.

Das Besondere an diesem Abend war der Festvortrag von Dr. Beate Angelika Kraus vom Beethoven-Archiv Bonn, der eigentlich eine Moderation war und interessante Einblicke nicht nur in die Arbeitsweise der beiden Komponisten gab. Sozusagen als Beispiele wurden die musikalischen Parts in den Vortrag eingestreut. So konnte man einen recht kurzweiligen Abend erleben – einen deutsch-französischen Musik-Dialog.

Die beiden Künstler musizierten auf hohem Niveau, so daß man ein hervorragendes Klavierspiel und eine sehr gute gesangliche Leistung erleben durfte. Auch die französische Aussprache beherrschte Frau Porstein. Trotzdem fehlte etwas in ihrem Liedvortrag: Er war nicht lebendig, hatte keine Seele. Es hatte den Anschein, als ob sie bei den französischen Texten manchmal gar nicht wußte, was sie da eigentlich sang. Aber auch bei den Beethoven-Liedern "sang" Heike Porstein nur und "spielte" nicht, sondern "lieferte lediglich den Text ab". Das änderte sich erst bei der Zugabe: Mephistos Floh-Lied aus "Faust, Erster Teil" (Beethovens op. 75, Nr. 3). Jetzt konnte man eine ganz andere Heike Porstein erleben, die auch spielen und Mensch sein kann und ihren Spaß auch zeigt. Das hätten wir uns schon vorher gewünscht.

Schade, daß nicht allzu viele Besucher den Weg ins Bonner Beethovenhaus fanden, haben sie doch eine Menge verpaßt. Unterstützt wurde der Abend durch die Bayer Kulturabteilung.

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